Über 500 Menschen beteiligten sich allein in Dresden am europaweiten Aktionstag für das Menschenrecht auf Wohnen. Sachsenweit waren es mehrere Tausend. Unter dem Motto „Dresdens #Mietenwahnsinn Stoppen!“ rief das in Dresden neu gegründete Bündnis zum Aktionstag auf dem Postplatz auf.
Nicht überraschend: viele Mieter*innen der Vonovia kamen zum Aktionstag und berichteten dort von ihren Auseinandersetzungen um Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen oder Modernisierungsankündigungen. Die Teilnehmer*innen gestalteten an Ort und Stelle Plakate gegen den #Mietenwahnsinn, tauschten Erfahrungen aus oder schredderten symbolisch mitgebrachte Schreiben beispielsweise Mieterhöhungsverlangen ihrer Vermieter.
Der Kundgebungscharakter ermöglichte es, miteinander ins Gespräch zu kommen und über die Ursachen und Folgen des Mietenwahnsinns zu sprechen. Dabei wurde eins deutlich: Das Wohnungsproblem ist in Dresden allgegenwärtig. Nur gemeinsam und entschlossen können wir ihm begegnen. In zahlreichen Redebeiträgen wurden Ursachen analysiert und Lösungen gefordert.
Das Bündnis #Mietenwahnsinn stoppen forderte die Dresdner Kommunalpolitik auf, sofort alle Möglichkeiten zu nutzen, den weiteren Anstieg der Mieten in Dresden zu stoppen. Sozialer Wohnungsbau, Mietpreisbremse und Milieuschutzgebiete sind Instrumente, die kommunalpolitisch auf den Weg gebracht werden können. Die Stadt muss sich auf Landes- und Bundesebene für eine Politik zum Schutz von Mieter*innen einsetzen.
Mit Bezug zur Initative „Deutsche Wohnen enteignen“ in Berlin, in der die Enteignung von Großinvestoren mit mehr als 3.000 Wohnungen gefordert wird plädierte die Gruppe Polar dafür, Wohnraum wieder zu vergesellschaften und auf diesem Weg dem Markt zu entziehen.
Viele Menschen äußerten während der Kundgebung ihren Unmut über die Praktiken der Vonovia: Fehlerhafte und schwer verständliche Betriebskostenabrechnungen sind ein Teil des Problems. Automatisierte Mieterhöhungsschreiben ohne Rücksichtnahme auf die jeweiligen persönlichen Lebensumstände verdeutlichen einmal mehr das Geschäftsmodell der großen Immobilienkonzerne.
Die Kundgebung zeigte uns allen: #Mietenwahnsinn und Verdrängung sind keine individuellen Probleme. Wir müssen gemeinsam handeln, damit nicht die Höhe des Einkommens darüber entscheidet, wer in dieser Stadt leben kann und wer nicht.
Das Bündnis selbst verabschiedete sich in seinem Redebeitrag mit den Worten „Wir kommen wieder!“. Unter diesem Motto werden aktuell weitere Veranstaltungen in Dresden vorbereitet, um den Austausch der Mieter*innen zu fördern und gemeinschaftlich gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn vorzugehen.
Der Aktionstag endete mit einer gemeinsamen Anreise zur Jorge Gomondai Gedenveranstaltung. Jorge Gomonday erlag am 06. April 1991 seinen Verletzungen eines rassistischen Übergriffs. Der Kampf gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn ist auch ein Kampf gegen Ausgrenzungen in unserer Gesellschaft auf Grund von Herkunft, Geschlecht, finanzieller Situation und sexueller Orientierung und konnte an diesem Tag gemeinsam auf die Straße getragen werden.