Was macht für dich das Leben und Wohnen in der Friedrichstadt aus?
Zentral gelegen und trotzdem etwas ab vom Trubel gibt es in der
Friedrichstadt nicht das große Partyleben – aber eine schöne
Stadtteilkultur mit Eckkneipe, Späti, dank Krankenhaus und Nähe zum
Ostragehege viel Grün und eine bunte Mischung an Bewohner:innen. Wer
wissen will, was die Friedrichstadt ist, komme im Herbst zum
Friedrichstadtfest.
Worin siehst du aktuell das Stadtteilleben am meisten in Gefahr?
Die Innenstadtnähe ist das große Problem der Friedrichstadt. Lange Zeit
als armer Stadtteil vergessen und auch verschrien, scheinen Investoren
seit ein paar Jahren bemerkt zu haben, dass die Friedrichstadt fast um
die Ecke zur Altstadt liegt. Die Folge sind Investitionen in
hochpreisigen Wohnungsbau und Hotels.
Das wird schon in Kürze einen hohen Druck auf den Mietspiegel
verursachen und für nicht wenige Mieter:innen des Stadtteils zu höheren
Mieten oder zu Verdrängung führen.
Wie hat sich der Stadtteil in den letzten Jahren verändert?
Einerseits ist schon länger spürbar, dass der Stadtteil attraktiver
wurde. Mehr jüngere Menschen und Familien sind in den letzten Jahren in
den Stadtteil gezogen, natürlich vor allem auch in die neuen Quartiere
am Bramschgelände. Die Straßen sind stärker belebt als früher und es
gibt neue soziale Treffpunkte. Der größte Teil des Neubaus an
Adlergasse und Seminarstraße der letzten zwei Jahre ist erst kürzlich
bezogen worden. Wie das den Stadtteil verändert ist noch offen.
Was versprichst du dir von der Einführung eines Milieuschutzgebietes?
Dresden hat im Vergleich zu manchen anderen Großstädten das Glück,
einige zentrumsnahe Quartiere zu haben, die eine relativ heterogene
Sozialstruktur haben. Das ist der spezifischen Entwicklung nach 45
geschuldet, als in der sozialistischen Stadt auch Viertel wie in der
Johannstadt und östlich der Altstadt geschaffen wurden.
Ohne politische Steuerung, z.B. über Milieuschutzgebiete, wird der
Druck auf die Mieten in den nächsten Jahren massiv zunehmen und die
weniger wohlhabenden Menschen werden aus diesen Quartieren verdrängt
werden. Das betrifft die Friedrichstadt vielleicht noch stärker als die
Johannstadt, weil wir wenig genossenschaftlichen Wohnungsbau in der
Friedrichstadt haben und die Preise daher noch stärker unter Druck
stehen.