Wir sind traurig und wütend: Die Rule1 ist für immer Geschichte. Das Hechtviertel hat einen weiteren Ort für Kunst, Kultur und bezahlbares Wohnen verloren. Die sofortige Kündigung der Mietendenden durch die Dresdner A-B 17 Projekt GmbH, lässt vermuten, wie die Zukunft der Rudolf-Leonhard-Str.1 aussehen wird. Unser Kampf für bezahlbaren Wohnraum und unkommerzielle selbstorganisierte Kunst- und Kulturorte wird weitergehen. Wir kämpfen weiter für eine Millieuschutzsatzung fürs Hecht und viele weitere bedrohte Kieze in Dresden. Hiermit hätte die Stadt Dresden ihr Vorkaufsrecht geltend machen können und das Haus so einer bezahlbaren Miet-Nutzung zuführen können.
Hier teilen wir das Statement der Bewohner:innen der Rule1:
Die Hausbewohner*innen der Rule Eins sagen Tschüss und möchten sich bei allen Unterstützer*innen bedanken!
Nach nun fast einem Jahr Rechtsstreit haben sich der Altvermieter und die Mieter*innen der Rule Eins einigen können. Die letzten verbliebenen Mieter*innen haben den Entschluss gefällt ein Angebot seitens des Altvermieters anzunehmen, um so eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Das weitere Kämpfen für den Erhalt der Rule Eins wäre wohl sonst in einem jahrelangen Rechtsstreit geendet. Es wäre ein Kampf geworden, der kaum Aussicht auf Besserung versprach. Die Mieter*innen hatten Angst ausgehungert zu werden: Strom- und Wasserausfälle, ausbleibende dringend notwendige Reparaturen und jede Menge Abmahnungen wegen Kleinigkeiten – stattdessen Pseudo-Baustellen, um gezielt Baulärm zu erzeugen und im schlimmsten Fall noch eine Mieterhöhung wegen einer neuen Klingelanlage. Das waren einige der Befürchtungen. Dies wiederum hätte weitere rechtliche Schritte nach sich gezogen, die viel Zeit, Kraft und Geld gekostet hätten. Auch wäre diese Form des Mietverhältnisses nur schwer mit dem Bedürfnis nach Selbstverwaltung, Gemeinschaft und kulturellem Engagement im Kiez vereinbar gewesen.
Die Hausgemeinschaft hatte sich innerhalb des letzten Jahres bereits beträchtlich verkleinert. Mit der Ankündigung einer Räumungsklage seitens der A-B 17 Projekt GmbH (Neueigentümer) und der aufkommenden Unsicherheit hatten sich die ersten Bewohner*innen für eine sichere Variante
entschieden. Es erschien wie eine Art Privileg, um sein Recht kämpfen zu dürfen: Es ist nachvollziehbar, dass Familien mit Kindern und Menschen mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung sich der unsicheren Situation einer drohenden Räumungsklage nicht aussetzen wollten. Auch Menschen mit geringem Einkommen dürften sich einen Rechtsstreit kaum leisten können.
Was war geschehen….
Die Rule Eins war jahrzehntelang ein wichtiger Bestandteil der Dresdner Off-Kultur. Bereits in den 90er Jahren versammelten sich viele Kunstschaffende in und um das Haus. Spontane Jam-Sessions, Lesungen oder gemeinschaftliches Filme Schauen gehörten zum festen Bestandteil wechselnd stattfindender Veranstaltungsformate. Immer wieder gab es Bemühungen, die Kulturveranstaltungen zu institutionalisieren. Zuletzt wurde ein eigens für diesen Zweck gegründeter Verein ins Leben gerufen…
Ein besonderer Coup war 2013 die Initialisierung des Gemeinschaftgartens „Hechtgrün“. In der Anfangszeit des Gemeinschaftsgartens wurden Infrastruktur und Human-Power ganz selbstverständlich und mit großer Freude von den Bewohner*innen der Rule Eins bereitgestellt. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr es der Rule Eins am Herzen lag, in den Kiez hineinzuwirken.
Die Bewohner*innen verlassen die Rule Eins nicht im Streit, sondern in Liebe und Frieden und in der Hoffnung, dass andere Projekte weiter am Leben bleiben. Dafür wurde mit dem Alteigentümer eine hohe fünfstellige Summe ausgehandelt, die in Form von Spenden an gemeinnützige Projekte geht.
Die Bewohner*innen der Rule-Eins verabschieden sich von dem so lieb gewonnen und verschrobenen Haus, von allen Nachbar*innen, die mit ihrer Toleranz den Ort haben leben lassen, von allen Kunstschaffenden, die in und um das Haus gewirkt haben und von allen, die uns besucht und mit uns gefeiert haben.
Bye, Bye Rule Eins – keep on searching