Die Stadt Dresden hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Technologiezentrum entwickelt. Doch inmitten des technologischen Fortschritts und des wirtschaftlichen Wachstums gibt es eine beunruhigende Diskrepanz in den Förderprioritäten von Bund, Land und Kommune: Während viel Geld verfügbar ist, um Halbleiterhersteller wie Infineon und Bosch massiv zu subventionieren, scheint das Engagement für bezahlbaren Wohnraum auf der Strecke zu bleiben.
Der Aufstieg von Infineon in Dresden
Ein Beispiel: Infineon, ein Unternehmen, das in den Bereichen Halbleiter und Elektronik tätig ist, hat sich als wichtiger Akteur in Dresdens aufstrebendem Technologiecluster etabliert. Das Land hat beträchtliche Summen in Form von Subventionen und Steuervergünstigungen bereitgestellt, um Infineons Wachstum und Innovation zu fördern. Im Sommer hat Sachsen zugesagt, Infineon mit 263 Millionen Euro zu subventionieren um 1000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Doch nicht nur Land und Bund betreiben teure, industrielle Ansiedlungspolitik. Die Stadtentwässerung Dresdens plant aktuell die Abwasserkanäle für die Chipfabriken im Norden auszubauen. Mit einem 47 Millionen Euro teurem Großprojekt soll der Anschluss der derzeit im Bau befindlichen und zukünftiger Fabriken* ermöglicht werden.
Die Schattenseite der Prioritäten
Während die Förderung von Wirtschaft und Technologie zweifellos wichtig ist, sollte eine ausgewogene Herangehensweise an die Entwicklung einer Stadt auch die sozialen Bedürfnisse ihrer Bürger berücksichtigen. Hier kommt die Frage nach bezahlbarem Wohnraum ins Spiel. In Dresden, wie in vielen anderen Städten, ist dieser nämlich knapp. Im Falle von Dresden gehört der Stadt weniger als 1% des städtischen Wohnraums. Durch die immer weitere Neuansiedelung von hochspezialisierten Unternehmen steigt die Wohnraumnachfrage. Was dazu führt, dass in Dresden niedrige und mittlere Einkommensgruppen Schwierigkeiten haben, angemessenen Wohnungen zu finden und die ökonomische Ungleichheit wächst.
Warum bezahlbarer Wohnraum wichtig ist
Wohnraum ist mehr als nur eine Frage der Unterkunft. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer inklusiven Gesellschaft, in der Menschen unabhängig von ihrem Einkommen ein würdevolles Leben führen können. Erschwinglicher Wohnraum unterstützt Familien, Bildungseinrichtungen und den sozialen Zusammenhalt. Indem eine Stadt wie Dresden in sozialen Wohnraum investiert, legt sie den Grundstein für eine nachhaltige und lebenswerte Gemeinschaft.
Eine ausgewogene Herangehensweise finden
Die Diskrepanz zwischen der Bereitschaft, Unternehmen wie Infineon zu subventionieren, und dem Mangel an Investitionen in bezahlbaren Wohnraum wirft wichtige Fragen auf. Es ist an der Zeit Prioritäten zu überdenken und eine ausgewogene Herangehensweise an die Entwicklung zu verfolgen. Gesellschaftliche Kontrolle über kommunale Immobilien muss gleichermaßen unterstützt werden, um das Wohlstandsniveau der gesamten Gemeinschaft zu heben.
Fazit
Der Bund, das Land Sachsen & Dresden mag über finanzielle Ressourcen verfügen, um Unternehmen wie Infineon, Bosch und TSMC anzuwerben und die technologische Entwicklung voranzutreiben. Doch sollte dies nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit geschehen. Eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch soziale Bedürfnisse berücksichtigt, wird dazu beitragen, eine blühende und gerechte Stadt für die Gegenwart und die Zukunft zu schaffen. Es ist an der Zeit, die Prioritäten neu auszurichten und das volle Potenzial Dresdens als modernes und sozial verantwortliches Zentrum auszuschöpfen.
* Der taiwanesische Chiphersteller TSMC hat angekündigt zukünftig ebenfalls in Dresden produzieren zu wollen. Im Gegenzug sollen 5 Milliarden EUR and Fördergeldern fließen.
2 Gedanken zu „Vonovia aufkaufen! – Die Stadt hat kein Geld? Ein Blick auf die Prioritäten der Stadt Dresden“