Die zweite Station auf der Recht-auf-Stadt Rallye: Bekannt durch die jahrelange Änderungsschneiderei und temporärer Kunstraum „Änderei„, wird das Mehrfamilienhaus mit ca. 12 Mietparteien und einer wunderschönen Ladeneinheit im Mai zwangsversteigert. Startgebot sind 1,5 Mio. EUR und es wird ein deutlich höherer Kaufpreis im Rahmen der Zwangsversteigerung erwartet. Das Haus steht symptomatisch für weitere Mehrfamilienhäuser in Löbtau-Nord. Ein Stadtteil, der aktuell akut von Verdrängung betroffen ist und die Mieten überproportional steigen. In Folge der starken Mietsteigerungen sind Menschen mit niedrigeren Einkommen gezwungen, den Stadtteil zu verlassen.
Mit jedem Verkauf wird das Problem verstärkt. Vergleichsweise niedrige Bestandsmieten werden durch die zahlreichen Neubauten im Hochpreissegment über den Mietspiegel nach oben gezogen. Das diese Mietspirale weiter anhält, lässt sich an Hand der hohen Verkaufspreise ablesen, die bereits weitere Mietsteigerungen vorwegnehmen und Angst in der bestehenden Mieterschaft auslöst.
Wir fordern daher die soforttige Ausweisung des Stadtteilgebiets Löbtau-Nord als Milieuschutzgebiet. Ebenfalls sind bestehende Mieter:innen zu stärken, ihre Häuser mit gemeinwohlorientierte Akteur:innen zu erwerben. Eine feste Anlaufstelle für Hausgemeinschaften und Wohngruppen sowie eine Initialförderung i.H.v. 5.000 EUR für Hausgruppen, die ihr Haus erwerben möchten, würde die Barrieren zum Hauskauf deutlich senken. Gerade zu Beginn des gemeinschaftlichen Hauskaufs fallen sehr hohe Kosten in Form von Gutachten und Gruppenmoderationen an, die sich jedoch mit Blick auf die lange Nutzungsdauer und den Mehrwert für den Stadtteil, u.a. in Form von stabilen Mieten, relativieren.
Dies können jedoch nur kurzfristige Ansätze sein, da meist die Kaufpreise nicht mit den Bestandsmieten zu decken sind und mit unseren Mietpreisen spekulieren. Ein Ausweg wäre die konsequente Einführung des Mietendeckels sowie die Vergesellschaftung von Wohnraum analog der Kampagne von „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen in Berlin“.