Feiern ohne Nebenkosten

Samstag, den 3.9.2022, ab 16 Uhr, Vorwerkstraße 24

Seit Jahren steigen die Mieten und unsere Stadtteile werden als Finanzanlagen ausverkauft. Jetzt droht mit den Nebenkosten der nächste Schock für uns Mieter*innen. Für viele von uns werden die explodierenden Energiepreise ein Riesenproblem im Herbst und Winter. Nachzahlungen drohen und von den Politiker*innen sind nur Appelle zum Strom- und Gas sparen zu vernehmen. 

Damit es im Winter nicht zu einer weiteren, brutalen Verdrängungswelle kommt, wollen wir gemeinsam mit euch aktiv werden, auf die letzten 3 Jahre der Mietenbewegung in Dresden zurückschauen und Kraft für gemeinsame Aktionen im Herbst sammeln.

Was für Nebenkostenabrechnungen erwartet ihr? Wie können wir gemeinsam Kündigungen verhindern? Was sind unsere Forderungen an die Politik? An welchen Protestformen wollt ihr im Herbst teilnehmen?

Kommt alle auf die Brachfläche der Vorwerkstraße 24 in der Friedrichstadt. Ab 16 Uhr geht es los. Es wird Musik, Essen, Getränke, eine Ausstellung, Kinderecke, Mitmachstationen und Platz für Ideen und Austausch geben.

Feiert mit uns, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind und gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn kämpfen werden.

Der Herbst wird heiß!

Bäume statt Investorenträume

An der Hansastraße sollen hunderte Bäume für Investorenträume weichen. Initiative bittet um Unterstützung durch Stellungnahme an das Stadtplanungsamt!

Zwischen Lößnitzstraße und Hansastraße plant der Investor Immvest Wolf die Abholzung von mehr als 200 Bäumen, um Platz für mehr als 200 Wohnungen im überwiegend hochpreisigen Segment zu schaffen. Noch vor der generellen Reduzierung der Sozialbauquote durch den Stadtrat in diesem Jahr, wurde durch die Stadt Dresden lediglich eine Sozialbauquote von 15% für das Vorhaben durchgesetzt. Ein  fatales Zeichen in einem Stadtteil, der durch massive Mietpreiserhöhungen in den letzten Jahren bereits für viele Menschen mit niedrigen Einkommen kaum mehr leistbar ist. Die jetzt geplanten Wohnungen im Hochpreissegment werden über den Mietpreisspiegel zum weiteren Verlust von bezahlbaren Wohnungen im Rudolf-Kiez führen. Der Hintergrund des Bauvorhabens ist bereits vor Baustart klar – die maximale Rendite aus unserem Stadt- und Wohnraum zu bekommen. Dies wird einmal mehr deutlich, da das Bauvorhaben noch vor Baugenehmigung und Erstellung langfristig an den offenen Immobilienfond Hausinvest von der Commerz Real verkauft wurde, um jährlich aus den Mieten die Renditefantasien der Anleger*innen zu bedienen.

Nachbar*innen aus dem Stadtteil haben sich jetzt zusammengeschlossen, um das Genehmigungsverfahren zu stoppen und ein Umdenken bei der Planung zu erreichen. Mit einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber dem Stadtrat und der Stadtverwaltung wird klar gemacht, dass die aktuelle Planung an den Bedürfnissen der Menschen aus dem Rudolf-Kiez vorbei geht. In einem bereits dicht bebauten Stadtteil soll eine der wenigen Flächen mit größerem Baum- und Grünbestand für die Gewinne von Investor*innen geopfert werden. Wir unterstützen das Anliegen und rufen dazu auf, die Stellungnahme zum Erhalt der Bäume zu zeichnen und bei der Stadt einzureichen (Details könnt ihr im Aufruf der Nachbar*innen lesen). Ebenfalls könnt ihr noch bis 12.08. eigene Stellungnahmen formulieren und einreichen um dem Stadtrat klar zu machen, dass unsere Stadtteile keine Finanzanlagen sind.


Aufruf der Menschen aus dem Rudolf-Kiez

 Liebe Nachbar*innen,

wir brauchen wieder eure Unterstützung. Hier findet ihr die neue Stellungnahme an das Stadtplanungsamt, um zu verhindern, dass zwischen dem Bahnhof Neustadt und der Lößnitzstraße etwa 200 Bäume abgeholzt und 4 große Gebäudekomplexe gebaut werden. 

Bitte:

  • schreibt eure Adresse in die Stellungnahme 
  • unterschreibt sie und
  • schickt sie entweder per Post oder per Email an spatschger@dresden.de und mberauer@dresden.de mit dem Betreff Stellungnahme zum Bebauungsplan Nr. 3029 oder gebt sie im Bio-Späti (Rudolfstraße 7) oder  im Wulberts (Rudolfstraße 2) ab.

Die Frist endet am 12.8.2022!

Weitere Informationen zum Bebauungsplan findet ihr hier.

Bitte leitet die Stellungnahme auch an so viele Menschen wie möglich weiter. Wir brauchen viel Unterstützung!

Liebe Grüße, 

Eure Nachbar*innen

Solidarität mit der Habersaathstraße in Berlin!

Gemeinsame Busanreise aus Dresden zum Straßenfest & Lauratibor Protestoper am 26.06.2022 vor der Habersaathstraße.

Viele haben sicherlich mit Spannung die Kämpfe und die Debatten rund um das berühmt gewordene Haus „Habersaathstrasse 40-48“ in Berlin verfolgt. 

Nach der Besetzung der leerstehenden Wohnungen in der Habersaathstrasse 40-48 zogen die ersten obdachlosen Menschen Anfang 2022 in ihr neues Zuhause. Der Bezirk hat einer Nutzung der Gebäude zugestimmt, indem er eine Vereinbarung mit dem Eigentümer getroffen hat. Die Häuser bieten nun Wohnraum für ca. 60 Menschen, die vorher auf der Straße gelebt haben. 

Danach ist viel Unerfreuliches passiert, Aktuelles findet ihr hier: 

https://strassegegenleerstand.de/

Und nun fahren wir nach Berlin! Wir wollen von der Habersaathstraße lernen und unsere Solidarität bekunden. 

Los geht es am Sonntag, den 26.06.2022 – Treffpunkt: Dresden, Bahnhof Neustadt, Hinterausgang Hansastraße, 12:00 

Wir kommen am Abend zurück! 

Programm

Es wird uns eine Bewohner*in des Hauses durch das Haus selbst führen. Außerdem gibt es beim Straßenfest viele angrenzende Initiativen, mit denen wir ebenfalls Gespräche führen können. 

Außerdem: 

17 Uhr – Lauratibor Protest Oper 

Es wird die Lauratibor Protestoper gezeigt. Die Oper mit ca. 300 Darstellenden ist Teil des Straßenfestes direkt vor dem Haus. Beim Straßenfest sind viele angrenzende Initiativen mit dabei und die Protestoper ist das Highlight des Tages. Das selbstorganisierte Straßenfest ist Kraftgeber und Impuls. https://www.lauratibor.de/

Anmeldung: dresden@mietenwahnsinn-stoppen.de

Eine Kooperation zwischen „Mietenwahnsinn stoppen“ Dresden, BettelLobby Dresden und RomaRespekt

Housing Action Day 2022

Gemeinsam für eine solidarische Stadt!

Im dritten Winter der Pandemie sind die Energiekosten bei weiter steigenden Mieten explodiert. Wieder Zeit für Protest und Widerstand, Zeit für Träume und Visionen. Lasst uns gemeinsam kämpfen für eine solidarische Stadt: Macht mit beim Housing Action Day 2022 am 26. März!

Den vollständigen Aufruf kannst Du hier lesen.

Mach mit bei der Stadtrallye in Dresden

Wir wollen gemeinsam mit euch am Samstag, den 26.03. eine Stadtrallye durch Dresden starten. Wir treffen uns 11 Uhr am Alaunpark und haben viele tolle Flyer zur Selbsthilfe im Gepäck. Gemeinsam mit Euch wollen wir mit anderen Mieter:innen ins Gespräch kommen und Unterstützung beim Zusammenschluss in Hausgemeinschaften leisten. Denn nur gemeinsam können wir mehr Rechte erkämpfen und uns gegen den #Mietenwahnsinn wehren. Folgende Stationen sind geplant:

  • Start 11.00 Uhr Alaunplatz
  • 12.30 Uhr Altpieschen
  • 14.00 Uhr Postplatz
  • Ende 15.30 Uhr beim Löbtauer Kiezfest am Columbusgarten

Vonovia Vernetzung Dresden stellt sich vor

Ihr setzt euch seit Jahren als Vonovia Vernetzung Dresden für die Rechte von Vonovia Mieter:innen in Dresden ein. Was beschäftigt euch am meisten?

Seit der ehemalige kommunale Wohnungsbestand der WOBA Dresden durch den Immobilienkonzern Vonovia SE von der Gagfah 2015 übernommen wurde stellten wir zunehmend Bestrebungen fest, durch Mieterhöhungsverlangen ohne Übereinstimmung mit dem Mietspiegel, durch undurchsichtige Modernisierungsmieterhöhungen und durch Nebenkostenabrechnungen mit nicht erbrachten Nebenkostenleistungen zusätzliche Gewinne zu generieren. Wir beobachten, dass bei uns die Nebenkosten immer mehr steigen.Einwendungen und Widersprüche werden negiert und monate- bis jahrelang nicht bearbeitet.

Vonovia kann keine nachvollziehbaren und prüffähigen Rechnungen zu ihren Dienstleistern vorlegen. Es werden den Mietern Leistungen in Rechnung gestellt, die nicht gemacht wurden (z. B. zu groß angesetzte Flächenmaße bei den Außenanlagen; Leistungen, die über App-Meldungen freigemeldet werden und die nicht stimmen; der Objektbetreuer zeichnet unwahre Leistungen frei (z.B. Kontrolle der Wasser- und Abwasserleitungen, die er gar nicht einsehen kann und kontrolliert hat, Kontrolle der Sauberkeit von Allgemeinräumen, Müllplätzen,Bodeneinläufen, Fußabtritte obwohl diese seit Monaten bzw. Jahren gar nicht gereinigt wurden, …) oder die es gar nicht gibt (nicht vorhandene Lüftungsanlage, ….); vorgelegte Rechnungen zu den Nebenkostenpositionen sind rechnerisch nicht stimmig,Leistungen über Schneeberäumungen an Tagen ohne Schneefall, Abrechnung der Reinigung von nicht vorhandenen Gemeinschaftsräumen usw.

Worin seht ihr das größte Problem bei Vonovia?

Als börsennotierter Immobilienkonzern ist die Vonovia SE zur Gewinnmaximierung gezwungen. Der Konzern hat durch eine Verflechtung mit hunderten Tochterunternehmen (wie z.B. Wohnumfeld, Gebäudereinigung, Immobilienservice (Hausmeister), Modernisierung, Messdienstleistungen u.weitere) die Strategie „value add“ mit kundenorientierten Dienstleistungen geschaffen, womit zusätzliche erhebliche Gewinne über die zweite Miete (Nebenkosten) generiert werden.

Die Lügen, das Abstreiten von nachgewiesenen Fehlern, die Pressesprecher teilen immer wieder mit, dass es sich um Einzelfälle handelt und diese selbstverständlich berichtigt wurden. Es sind keine Gespräche mit den Verantwortlichen der Vonovia möglich. Gespräche finden nicht statt und die Geschäftsräume dürfen nicht betreten werden (auch bereits vor Corona).

Die sich jedes Jahr wiederholenden falschen Zahlen und Positionen in den BK-Abrechnungen.

Das vehemente Bestreiten von Fehlern bei den Abrechnungen, in den schriftlichen Erwiderungen und den Statements der Pressesprecher. Erst in gerichtlichen Klageverfahren durch vereinzelte Mieter werden (nur) für diese die Abrechnungen berichtigt. Meist vermeidet/versucht die Vonovia durch gerichtliche Vergleichsangebote eine Verurteilung zu umgehen.

Was sind eure gemeinsamen Erfolge der letzten Jahre?

Wir haben einige Leute wachrütteln können, um gegen Vonovia vorzugehen. Leider sind es immer noch viel zu wenige. Viele kommen aus ihrer Komfortzone nicht heraus. Dabei sind auch sehr viele Leute dabei, denen es einfach zu viel ist, sich mit den Zahlen zu beschäftigen. Viele sind der Meinung, das es schon seine Richtigkeit haben wird, wenn beispielsweise Guthaben aus den Nebenkostenvorauszahlungen entstehen. Aber Vonovia erhöht immer wieder unrechtmäßig diese Vorauszahlungen. Aber immer mehr Mieter suchen den Erfahrungsaustausch und unterstützende Hilfestellung.

Mieter in Dresden und anderen Vonovia-Standorten in Deutschland haben Urteile erstritten bei denen jeweils Beträge im oberen Hunderterbereich zurückgezahlt werden mussten.

Wir haben Anschluss zu einem deutschlandweiten Netzwerk.

Was habt ihr euch für 2022 vorgenommen?

Wiederbelebung unseres durch die Pandemie zum Erliegen gekommenen Gedanken- und Erfahrungsaustausches

Aktivierung von gemeinsamen Aktionen auf kommunaler- und nationaler Ebene.

Was würde euch als Mieter:innen helfen?

Wenn die Politik endlich darauf reagiert, wie hier mit den Mietern umgegangen wird und wie Vermieter übervorteilt werden.

Wenn beschlossen wird, dass Miete kein Gewinn gemacht werden darf (siehe Enteignungsbestreben in Berlin).

Was können Mieter:innen machen, wenn sie ebenfalls mit undurchsichtigen Betriebskostenabrechnungen konfrontiert sind?

Sich mit anderen Mietern im Haus austauschen, zusammenschließen und gemeinsam reagieren

Innerhalb eines Jahres in Widerspruch zu den BKA gehen und alle fragwürdigen Positionen benennen und Unterlageneinsicht fordern

Die Arbeiten der Dienstleister am/im Haus dokumentieren (z.B. Mietertagebuch führen, auch online)

Bei falschen Meldungen über die Vonovia-App sofort widersprechen, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht (so soll unsere Außenfläche gereinigt worden sein, obwohl nur das Winterstreugut beseitigt wurde und über die App kam die Meldung, dass zusätzlich auch Gehölzpflege gemacht wurde ?)

Wie können sich andere Vonovia Mieter:innen an euch wenden?

Über unsere Netzwerkadresse netzwerk.vonovia-mieter.dresden@freenet.de

Per Email-Verteiler werden in unregelmäßigen Abständen Informationen zu Urteilen im Mietrecht und Aktionen informiert

Montag, 14.03. // 20 Uhr // Der Dokumentarfilm „Start wearing purple“ über die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen!“

Kommt vorbei! Am Montag, den 14.03. um 20 Uhr in der kosmotique (Martin Luther Str.13 01097 Dresden) .

Wir zeigen den Dokumentarfilm „Start wearing purple“ über die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen„. Die Filmemacherin Müge Süer und der Filmemacher Hendrik Kintscher sind beim Screening und anschließender Gesprächsrunde und Diskussion dabei.

Eintritt: min. 5€ (könnt ihr euch den Eintritt nicht leisten, kommt ihr mit unseren kostenfreien Soliticket rein)

Für diese Veranstaltung gilt die 2G+ Regel. Zutritt haben nur geimpfte oder genesene Personen. Wir bitten alle zusätzlich, am selben Tag einen Antigentest zu machen.

Trailer

Handlung

Statt auf die Politik zu warten, entscheiden sich die Berlinerinnen und Berliner für Eigeninitiative und schließen sich zusammen, um ihre Häuser von Großinvestoren zurückzubekommen. Der Dokumentarfilm Start Wearing Purple folgt einer inspirierenden und erfrischenden Bewegung, die das Verständnis von Hausbesitz und Eigentum überall auf den Kopf stellen könnte.

Fünf Berliner*innen mit verschiedensten Hintergründen und Lebensgeschichten finden sich zwischen fast zweitausend engagierten Menschen wieder, um gemeinsam für die gleiche Sache zu kämpfen. Obwohl sich ihre persönlichen Beweggründe unterscheiden, glauben sie daran, die größten Immobilienunternehmen der Stadt enteignen können und Wohnraum wieder bezahlbar zu machen.

Es steht viel auf dem Spiel, ihre Bewegung ist gewachsen, aber noch haben sie fast nichts außer ein paar Unterschriften in der Hand. Dabei müssen sie sich gegen die überwältigende Macht der Immobilienlobby und der Politiker*innen, die bereit sind ihre eigene Stadt zu verkaufen, durchsetzen.

Der Dokumentarfilm Start Wearing Purple zeigt, was diese ansonsten sehr gewöhnlichen Menschen antreibt, trotz aller Rückschläge hartnäckig zu bleiben und an ein Ziel zu glauben, dass die Verhältnisse in ihrer Stadt, ihrem Land und letztlich überall nachhaltig ändern könnte.

Carsten – Milieuschutz für Dresden Friedrichstadt

Was macht für dich das Leben und Wohnen in der Friedrichstadt aus?

Zentral gelegen und trotzdem etwas ab vom Trubel gibt es in der
Friedrichstadt nicht das große Partyleben – aber eine schöne
Stadtteilkultur mit Eckkneipe, Späti, dank Krankenhaus und Nähe zum
Ostragehege viel Grün und eine bunte Mischung an Bewohner:innen. Wer
wissen will, was die Friedrichstadt ist, komme im Herbst zum
Friedrichstadtfest.

Worin siehst du aktuell das Stadtteilleben am meisten in Gefahr?

Die Innenstadtnähe ist das große Problem der Friedrichstadt. Lange Zeit
als armer Stadtteil vergessen und auch verschrien, scheinen Investoren
seit ein paar Jahren bemerkt zu haben, dass die Friedrichstadt fast um
die Ecke zur Altstadt liegt. Die Folge sind Investitionen in
hochpreisigen Wohnungsbau und Hotels.

Das wird schon in Kürze einen hohen Druck auf den Mietspiegel
verursachen und für nicht wenige Mieter:innen des Stadtteils zu höheren
Mieten oder zu Verdrängung führen.

Wie hat sich der Stadtteil in den letzten Jahren verändert?

Einerseits ist schon länger spürbar, dass der Stadtteil attraktiver
wurde. Mehr jüngere Menschen und Familien sind in den letzten Jahren in
den Stadtteil gezogen, natürlich vor allem auch in die neuen Quartiere
am Bramschgelände. Die Straßen sind stärker belebt als früher und es
gibt neue soziale Treffpunkte. Der größte Teil des Neubaus an
Adlergasse und Seminarstraße der letzten zwei Jahre ist erst kürzlich
bezogen worden. Wie das den Stadtteil verändert ist noch offen.

Was versprichst du dir von der Einführung eines Milieuschutzgebietes?

Dresden hat im Vergleich zu manchen anderen Großstädten das Glück,
einige zentrumsnahe Quartiere zu haben, die eine relativ heterogene
Sozialstruktur haben. Das ist der spezifischen Entwicklung nach 45
geschuldet, als in der sozialistischen Stadt auch Viertel wie in der
Johannstadt und östlich der Altstadt geschaffen wurden.

Ohne politische Steuerung, z.B. über Milieuschutzgebiete, wird der
Druck auf die Mieten in den nächsten Jahren massiv zunehmen und die
weniger wohlhabenden Menschen werden aus diesen Quartieren verdrängt
werden. Das betrifft die Friedrichstadt vielleicht noch stärker als die
Johannstadt, weil wir wenig genossenschaftlichen Wohnungsbau in der
Friedrichstadt haben und die Preise daher noch stärker unter Druck
stehen.

Zentralwerk Kultur- und Wohngenossenschaft Dresden – (Wohn-)Genossenschaft als Alternative?

1. Wie seid Ihr darauf gekommen, das Zentralwerk als Genossenschaft zu übernehmen und somit dem meist profitorientierten Immobilienmarkt zu entziehen?

Historisch gesehen handelt eine Genossenschaft nach solidarischen und egalitären Prinzipien. Deshalb war das die uns am logischsten erscheinende Rechtsform. In unserem Fall bedeutet das konkret zum Beispiel: Wirtschaftlich stärkere Mitglieder haben mehr Startkapital beisgesteuert, aber alle haben das gleiche Mitspracherecht. Alle Genossen entscheiden gemeinsam über die Geschicke des Projekts. Eine Genossenschaft  muss außerdem  Mitglied eines Genossenschaftsverbandes sein, der ihre Wirtschaftlichkeit regelmäßg prüft. Das macht eine Insolvenz unwahrscheinlicher als bei einer GmbH.

Viele Studien legen nahe, dass eine bunte Durchmischung in einem Viertel zur Lebensqualität der Bewohner:innen beiträgt. Die Eigentumsform der Genossenschaft kann hier als Alternative zu einem Rückkauf von Immobilien durch die Stadt oder dem Verkauf an private Eigentümer:innen (von großen Immobilienspekulant:innen bis hin zu kleineren Privateigentümer:innen) gesehen werden.

Was sind Eure Gedanken dazu?

Auch eine (Wohn-)Genossenschaft ist juristisch gesehen ein privater Eigentümer und nicht zwingend gemeinwohlorientiert – sie kann es aber sein, wenn das in der Satzung so festgeschrieben ist. Insofern ist sie sicher eher als Akteur einer auch sozial gesunden Stadtentwicklung geeignet als eine der üblichen Kapitalgesellschaften. In unserem Fall ist die Gemeinwohlorientierung durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung TRIAS in der Satzung festgeschrieben. Die Stiftung ist Eigentümer von Grund und Boden, auf dem das Zentralwerk steht, und sie verfolgt das Ziel, Spekulation im Umgang mit  Grundbesitz zu vermeiden. Die Rechtsform der Genossenschaft  ist vielleicht nicht so entscheidend – wie das Mietshäusersyndikat zeigt. Wichtiger sind sicher demokratische Strukturen und ein Verzicht auf Gewinnorientierung. Auf der Minus-Seite steht: Eine Genossenschaft macht viel Arbeit, das fällt vor allem dann ins Gewicht, wenn diese vorwiegend ehrenamtlich erbracht wird.

Anstatt eines Vorkaufsrechts der Stadt wäre auch eine Art Vorkaufsrecht durch kulturelle Akteur:innen innerhalb eines Viertels denkbar – z.B. in Form einer Genossenschaft.

Was sind Eure Gedanken dazu?

Das fänden wir natürlich super. Dazu braucht es aber erst mal entsprechende gesetzliche Regelungen. Und in denen müsste wohl auch festgeschrieben sein, wie dieses Vorkaufsrecht legitimiert wird. Man sollte bedenken: Wir sind hier in Sachsen und etwaige „kulturelle Akteur:innen“ könnten auch aus einer politischen Ecke kommen, die in der Frage wohl nicht mitgedacht wurde 😉

Raum für Kultur im Viertel erhalten – Welche Rolle hat das in Eurer Entscheidung für eine Genossenschaft gespielt?

Eine grundlegende, wie schon der Name unserer Genossenschaft erkennen lässt: Die Kultur steht an erster Stelle. Insofern verstehen wir uns schon als Kondensationskern für eine kulturelle Entwicklung des Viertels. Wir sind uns aber natürlich ebenfalls der Ambivalenz der Sache bewusst, denn kulturelle Entwicklung birgt immer auch die Gefahr eines Gentrifizierungsschubes.

Vom Wohnen und Wollen

Wie wollen wir wohnen?

Wo wollen wir wohnen und wie lange?

Welche Gegenleistung sind wir bereit zu geben, muss es eine Gegenleistung geben?

Mit wem teile ich mir das Essen, mit wem den Raum?

Wem gebe ich Raum, wem nehme ich Raum und wann denke ich nicht über diese zwei Zustände nach?

Wo klingele ich, wenn ich Hilfe brauche?

Wo, wenn ich Kuchen gebacken habe?

Wer wohnt unten links?

Habe ich Kontakt zu Menschen, mit denen ich früher gewohnt habe?

Wie war das Wohngefühl in der billigsten, wie in der teuersten Wohnung?

Habe ich schon mal absichtlich keine Miete gezahlt oder wie denke ich darüber?

Ist mein Verständnis von wohnen universell, warum nicht?

Habe ich jemanden aus der Wohnung geschmissen, wie habe ich jemanden aus der Wohnung geschmissen?

Würde ich mein letztes Geld für Miete bezahlen?

Bespanne ich meine Nachbar:innen, schließe ich selbst meine Vorhänge?

Ist meine Wohnung meine Wohnung oder unsere Wohnung oder einfach nur ein Freiraum in dem Besitzansprüche teilweise erlöschen können?

Ist meine Wohnung ein Schutzraum oder eine Kneipe oder beides und wie wollen wir eigentlich wohnen?